Wortspende: Emaille statt Plastik – Omas Reindl als Kultobjekt

Friedrich

Riess

Riess Emaille

Herr Riess, bei Email denken viele junge Menschen an E-mails und nicht an Töpfe oder Reindln. Wie modern ist ihr Produkt? 

Um der Verwechslung mit der elektronischen Post zu entgehen, haben wir uns entschieden die alte Schreibweise Emaille wieder aufleben zu lassen. In den der 80er und 90er Jahren gab es einen starken Trend zu Edelstahlgeschirr und beschichtetem Kochgeschirr. Emaille wurde von vielen als „Omas Geschirr“ belächelt. Mittlerweile merken wir, dass viele auch junge Menschen sich Gedanken machen, woher kommen die Produkte, aus welchen Materialien sind sie gefertigt, sind und ob sie Schadstofffrei sind. Daher freuen sich nun viele, wenn sie von Oma ein Emaillehäferl oder eine Bratpfanne vererbt bekommen. Die Jungen kommen wieder zu uns. 

Menschen, die plastikfrei leben wollen kommen über kurz oder lang auch zu Emaille. Gibt es ein zurück zu den guten alten Materialien?

Ja wir verspüren diesen Trend durchaus und haben etwa auch Vorrats- und Transportbehältnisse im Programm. Menschen hinterfragen heute viel mehr als noch vor 10, 20 Jahren die Materialien. Woher kommen sie, wie können sie entsorgt werden können und welchen ökologischen Fußabdruck hinterlassen Produkte?

Sie sagen, die Produktion ihrer Töpfe ist nachhaltig. Was können wir uns darunter vorstellen? 

Schon unsere Großväter haben in den 1930-er Jahren Wasserkraftwerke errichtet, unsere Produktion erfolgt daher CO²-Neutral. Überdies nutzen wir die Abwärme des Brennofens dreimal – für das Brennen,  das Trocknen der Emaille und das Heizen der Räume. Wir achten darauf unseren Wasserverbrauch gering zu halten, die Verpackung zu minimieren und möglichst lückendeckend Papierverpackung, bei den meisten Produkten verwenden nur dünnes Packpapier. Unser vor kurzem erbautes viertes Wasserkraftwerk verfügt über eine Fischleiter, wie schon das erste unserer Großvaters, um den Fischen das Laichen zu ermöglichen. Dadurch dass wir in Österreich produzieren, sind die Wege der Produkte zu den Konsumentinnen und Konsumenten kürzer.

Wie wird Emaille eigentlich hergestellt?

Emailleprodukte bestehen aus Eisen, das mit silikatischem Glas bei 850°C im Brennofen verschmolzen wird. Es werden ausschließlich natürliche Bodenschätze, wie Eisen, Quarz,Ton, Feldspat, Borax, Soda & Pottasche sowie kleinste Mengen von Metalloxiden in der Herstellung verwendet. Deshalb ist Emaille zu 100 % im Altmetall recyclebar. Durch den Brennprozess entstehen die herrlich leuchtenden Farben von Emaille sowie die harte, porenfreie und kratz-und schnittfeste Oberfläche. Ein rundum nachhaltiger und robuster Werkstoff. 

Wo kommt Emaille zum Einsatz, was ist das besondere an dem Material?

Es wird nicht nur für Geschirr, auch für Nachttöpfe, Badewannen oder Waschmuscheln verwendet. Emaille leitet und speichert die Wärme perfekt, dank seines Eisenkerns. Dieser ist magnetisch und daher ist Emaillegeschirr Induktionsgeschirr und für Induktionsherde bestens geeignet verwendbar. Die porenlose Oberfläche aus Glas macht Emaille sehr widerstandsfähig und hygienisch. Emaille ist kratz- und schnittfest, Fruchtsäure -und korrosionsbeständig, bakterienhemmend und äußerst langlebig und daher für Kochen und Aufbewahren perfekt. Es wird auch für viele technische Lösungen eingesetzt.

Friedrich Riess ist Geschäftsführer des Familienunternehmens RIESS in Ybbsitz (NÖ, Mostviertel), das seit 1922 Emaille-Geschirr herstellt. Die Wurzeln des traditionellen Familienbetriebs reichen bis ins Jahr 1550 zurück. In den 70er Jahren, mit dem Aufkommen neuer Materialien, mussten viele Emaille-Unternehmen in Europa aufgeben.  RIESS ist gegen den Strom geschwommen und ist heute der einzige Emaillegeschirrhersteller in Österreich.

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Mehr als 100 Millionen Tonnen Fasern werden jährlich, mit steigender Tendenz, produziert. Zwei Drittel davon sind synthetisch und basieren auf Rohöl, ein Viertel davon ist Baumwolle, welche zum Wachsen viel Land, Wasser und Pestizide benötigt. Viele Textilien werden nie getragen und gerade in Europa ist Kleidung immer billiger und damit zur Wegwerfware geworden.

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Seit den 70er Jahren hat sich der globale Ressourcenverbrauch verdreifacht, die Menge des anfallenden Elektroschrotts sogar vervierfacht. Rohstoffe gehen verloren, da nur ein kleiner Teil davon recycelt wird. Der Elektrogeräteabfall ist laut EAK der am schnellsten wachsende Abfallbereich.

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Greenwashing oder Grünfärberei wird schon lange diskutiert und damit werden Kommunikations- und CSR-Maßnahmen oft größerer Unternehmen bezeichnet, die aufgrund umweltschädlicher Produktionsweisen (Palmöl, Kinderarbeit, Wasserverschmutzung u.s.w.) in Verruf geraten waren. Mittels „Greenwashing“ würden sie dieses schlechte Image zurechtrücken wollen, so Kritiker wie etwa Werner Boote.

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